Mediation – ein alternatives Konfliktlösungsmodell

Die Mediation ist ein „Instrument“ der so genannten „Alternative Dispute Resolution“ (ADR). So werden Streitbeilegungsmethoden bezeichnet, die eine Alternative zum staatlichen Gerichtsverfahren darstellen. Mediation ist die wichtigste und meistverbreitete alternative Streitbeilegungsmethode und damit – selbst in schwierigen Streitfällen – ein anerkanntes, standardisiertes Verfahren zur Lösung von Konflikten. Zur Gruppe der ADR gehören auch das Schiedsverfahren oder das Schlichtungsverfahren.

Inzwischen gibt es in Deutschland ein Mediationsgesetz. Die Standards für die Ausbildung zur Mediatorin oder zum Mediator sind in dem Gesetz festgeschrieben. Dort ist auch geregelt, wer sich Mediator nennen darf und welche Voraussetzungen für eine mögliche Zertifikation bestehen. 

Eine Mediation wird meistens von einem einzelnen Mediator durchgeführt. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass Konfliktparteien mit mehreren Mediatoren zusammenarbeiten. Diese „Co-Mediation“ bietet einen großen Vorteil: Sichtweisen und Stärken der unterschiedlichen Professionen der Mediatoren fließen in die Konfliktarbeit ebenso ein wie geschlechtsspezifische Aspekte. Viele Experten sehen zum Beispiel in der Konstellation Frau/Mann und Dipl.-Sozialpädagoge/Rechtsanwältin auf Mediatorenseite den Idealfall für eine Co-Mediation in Familienstreitigkeiten.

Entscheidend für eine erfolgreiche Mediation ist, dass die Beteiligten sich freiwillig zur Mediation entschließen. Damit trifft kein Richter „von oben herab“ eine Entscheidung für oder gegen die Betroffenen, sondern diese treffen ihre Entscheidungen selbst und können gestärkt aus der Mediationsverhandlung herausgehen.

Wie aus einer Verhandlung eine „Fairhandlung“ wird !

Ein Mediator hat keine Entscheidungskompetenz, er oder sie ist „Klärungshelfer“. Der Mediator leitet das Verfahren, ohne dass er für die eine oder andere Seite Partei nimmt. Neben der Pflicht zur Neutralität ist ein Mediator auch zur Fairness verpflichtet. Er achtet darauf, dass jeder ausreichend zu Wort kommt und die Verhandlung nur mit fairen Methoden geführt wird. Ein Mediator hat in seiner Ausbildung gelernt, in Konflikten professionell zu vermitteln. Er bleibt dabei nicht nur unparteiisch, sondern wird im Sinne einer „Allparteilichkeit“ alle Beteiligten stützen und ihnen helfen, ihre eigenen Interessen gut zu vertreten. 

Ziel einer Mediation ist es, den Zwist dauerhaft zur Zufriedenheit der Beteiligten zu lösen. Eine „win-win-Situation“, in der sich keiner als Verlierer sehen muss, wäre ein optimales Verhandlungsergebnis. Ein Mediator muss deshalb in den Gesprächen darauf achten, dass keiner der Konfliktpartner „sein Gesicht verliert“. In einer guten Abschlussvereinbarung müssen sich alle Beteiligten wiederfinden können.

In einer Mediation soll eine tragfähige Grundlage für den zukünftigen Umgang miteinander gefunden werden. Dabei hilft der Mediator den Konfliktpartnern, Optionen für die Zukunft zu entwickeln. Auf dieser Basis können sie ihre „Entscheidungen“ selbst aushandeln, anstatt sie Dritten zu überlassen. Erfahrungen zeigen, dass solche „eigenen Lösungen“ wesentlich stabiler sind als „aufgezwungene Entscheidungen“ des Gerichts. Der Richter kennt oftmals die Hintergründe des Konflikts gar nicht und muss sie für sein Urteil auch nicht kennen.

Mediationsverfahren sind auf den unterschiedlichsten Konfliktfeldern möglich: Sie eignen sich sowohl für Klärungsgespräche im privaten Rahmen als auch für Auseinandersetzungen im Arbeitsleben und im gesellschaftlich, politischen Raum. Im Familienrecht spielt die Mediation eine große Rolle – sei es in einem Scheidungsfall oder bei der Regelung von Umgangs- und Sorgerechtsproblemen. Aber auch Generationskonflikte und Nachbarschaftsstreitigkeiten eignen sich für ein Mediationsverfahren.

Life is short and legal procedures are long ! (schottische Weisheit)

Die Wirtschaftsmediation setzt sich langsam aber sicher durch. Es ist allgemein bekannt, dass Gerichtsverfahren einen sehr langen Zeitraum einnehmen. Geschäftsführer greifen daher immer öfter auf einen Mediator zurück, der bei innerbetrieblichen Konflikten zwischen Arbeitnehmern und bei Streitigkeiten zwischen Firmen die entsprechenden Gespräche moderiert. Aber auch in den Fragen der Unternehmensnachfolge – gerade bei traditionellen Familienbetrieben – bietet Mediation im Streitfalle mehr als das herkömmliche Gerichtsverfahren.

Alle Aspekte eines Konflikts sind von Bedeutung. Es geht nicht nur um Rechtsansprüche. Auch betriebswirtschaftliche, persönliche und emotionale Aspekte können Beachtung finden, wenn die Konfliktpartner dies wünschen. Sie allein entscheiden in eigener Verantwortung darüber, was Thema der Mediation sein soll. Der Mediator ist als neutraler Dritter verantwortlich für den Prozess, also die Struktur und den Ablauf der Mediation, nicht für das Thema oder die Tagesordnung. Es ist die Kunst des Mediators, Emotionen zuzulassen, dabei neutral zu bleiben und gleichzeitig die wirklichen, oft verborgenen Interessen der Parteien zu ergründen.

Mediation ist vielseitig einsetzbar !

Was für Betriebe gilt, gilt natürlich auch für Vereine und Verbände. Selbst innerhalb politischer Gremien und auf kommunaler Ebene findet Mediation Anwendung. Gerade bei der Ausweisung neuer Baugebiete oder Planung neuer Bauvorhaben, kommt es immer wieder zu Konflikten mit Anliegern oder Umweltverbänden. Die sich daraus ergebenden Verwaltungsrechtsstreitigkeiten können bei Gericht manchmal Jahre in Anspruch nehmen. Die Konfliktpartner versuchen daher im Rahmen einer Mediation und unter Berücksichtigung der Interessen aller Beteiligten, bereits im Planungsstadium eine Vereinbarung zu schließen, die ein Gerichtsverfahren verhindert.

Bei allen offensichtlichen Vorteilen eines Mediationsverfahrens darf Folgendes nicht übersehen werden: Mediation ist natürlich kein Allheilmittel und ein noch so kompetenter Mediator kein Zauberer. Nur wenn die Konfliktpartner bereit sind, in der Mediation miteinander zu kommunizieren und zwischen ihnen eine auf längere Zeit angelegte Beziehung vorhanden ist – sei es eine private oder eine geschäftliche -, dann werden sie auch den Willen haben, eine kooperative Lösung zu finden. In einem solchen Fall ist Mediation eine gute und Erfolg versprechende Methode.

Ich arbeite bereits seit 2005 als Mediator in Mölln. Darüber hinaus bin ich Mitglied des Vereins Anwaltsmediation in Schleswig-Holstein e.V. und nehme an dessen jährlichen Fortbildungsveranstaltungen teil.

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